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Thomas Kohlruß
„Unloved Toy“ ist das zweite Album der Formation Pinkroom. Nach dem durchaus gelungenen Erstling aus 2009 war die Band, zumindest in meiner Wahrnehmung, abgetaucht und auch die Veröffentlichung des zweiten Albums bereits in 2014 ist an mir (zunächst) vorbeigegangen. Vielleicht auch ein Beispiel für das doch oftmals etwas zaghafte Marketing ‘unserer’ Bands.
Auf dem Erstling „Psychosolstice“ präsentierten sich Pinkroom als – sagen wir – deutlich von Riverside und Porcupine Tree beeinflusst. Ein Klon wäre vielleicht zuviel gesagt, aber man bewegte sich schon deutlich in diesem Fahrwasser. Jetzt fünf Jahre später hat man sich doch deutlich entwickelt. Klar, im Großen und Ganzen, agieren Pinkroom immer noch im weiten Feld des sogenannten New Artrock, aber man hat doch deutlich an eigenem Profil gewonnen. Da werden mal mystisch-melancholische Klanggebilde aufgebaut und sicherlich mit Atmo-Schnickschnack aufgeplustert. Aber die Polen übertreiben nicht, sie schaffen Atmosphäre, aber sie rocken mit fetten Gitarren-Riffs, knackigen Bassläufen und vitalem Drumming auch ordentlich ab.
Dabei wir die Musik abwechslungsreich aufgepeppt. Seien es mal elektronische Effekte, mal Crimson-Gedächtnis-Gitarren-Arpeggio-Spiel, mal eben dann doch Atmo-Artrock mit metallischen Einlagen a la Riverside oder textloser Frauengesang mit orientalischer Melodielinie. Dazu Bonieckis ruhiger, aber doch irgendwie eindrücklicher Gesang (der mich immer so ein bisschen an Kevin Moore erinnert). Neben Riverside und Porcupine Tree haben sich Pinkroom nun auch King Crimson als Vorbilder erobert, was sich wie schon erwähnt immer mal wieder im Zusammenspiel der beiden Gitarristen niederschlägt. Aber eben auch zu einem Song wie „Flash“ führt, der zumindest anfänglich sofort an „Sex Sleep Eat Drink Dream“ denken lässt. Aber kopieren ist nicht die Sache der Polen, es ist halt eher so eine Inspiration, die hier durchschlägt.
Am erstaunlichsten ist vielleicht das Instrumental „Moodroom v.3“, welches richtiggehend experimentelle Seiten anschlägt und zunächst als elektronisch-angehauchte Klangskulptur, unterlegt mit Streichern, dahinwabert, bis das Stück Fahrt aufnimmt und als Cello-unterlegter Sturm a la Indukti endet. Überhaupt setzen die beiden Gast-Cellistinnen immer wieder schöne Akzente.
Ein kraftvolles Album voller düster-melancholischem New Artrock ist Pinkroom mit ihrem Zweitling gelungen. Ja, wirklich ein gelungenes Album, mindestens für Genre-Freunde.